Vor bald zwei Jahren baute ich den nebenstehenden Couchtisch, und seitdem ist einiges passiert. Unter anderem baute sich jemand von Utopiastadt einen ebensolchen, und verbrachte was in der Größenordnung von zehn bis zwölf Stunden mit Schleifen. Aufs Ergebnis wurden dann noch knappe zwei Liter Olivenöl eingelassen und das Resultat sah nicht nur klasse aus, sondern fühlte sich dermaßen genial an, dass man die nächsten zwei Stunden nichts anderes machen wollte, als das Holz zu streicheln. Möglich, dass ich übertreibe, aber nur ein bisschen.
In der Folge verspürte ich einen gewissen häuslichen Druck, Ähnliches mit unserem Couchtisch zu machen. Mein Feinschliff-Ergebnis ist nicht ganz so perfekt, aber aufwandstechnisch trotzdem in einem Bereich, wo ich ein „da muss mans mögen“ vorausschicken will. Schleifen hat was meditatives, sagt man, und bei mir schlägt das nicht an. Meine Erfahrung (und ich schätze, Leute mit einem geschickteren Händchen und/oder anderem Gerät machen andere): man braucht ein bißchen Glück mit dem Holz (manche Sorten/Bretter sind vielleicht schlicht zu faserig, verbraucht, whatever), es braucht lang und wird nicht völlig perfekt, wenn man mit vertretbaren Zeitaufwänden unterwegs sein will.
Ich fing mit den Schubladen an, weil die wegen toller, auf dem Trödel gefundener Schubladengriffe eh neu gemacht werden mussten. Zum Vergleich die alten: ich meine, mit 120er-Korn geschliffen und mit Leinöl eingelassen.
Die neuen Fronten: 80er Bandschleifer grob gerichtet, 180er Schwingschleifer feiner, dann 400er und 600er-Körnung von Hand. Letzteres sollte man erst machen, wenn man wirklich die Kratzer zumindest fast raus hat.
Das war jetzt pro Schubladenfront etwas über ne halbe Stunde. Anschließend mit Olivenöl eingelassen, Griffe montiert und die Front getauscht. Der Kontrast ist erheblich.
Zum Olivenöl: die eingangs genannten zwei Liter wollte ich erst auch nicht glauben. Im Gegensatz zum Leinöl, das recht oberflächlich ins Holz zieht und da verharzt, saugt sich das Olivenöl aber durchaus kräftig weit ins Holz. Man kann einmal einlassen und ne Stunde später nochmal, das geht durchaus. Ob man das muss: ich weiss noch nicht so recht, wir werden sehen.
Jedenfalls, einmal polieren, und dann siehts an sich toll aus. Ein bißchen verzeiht die Olivenöllasur auch noch feine Kratzer, ich hatte beim Leinöl das Gefühl, es macht sie eher sichtbarer, aber das kann auch der Effekt der schlicht gröberen Schleiferei bei meinen bisherigen Leinölholzkonstruktionen sein.
Die Schubladen waren Übung, die Tischplatte (nur die wollte ich glatt machen, alles andere ist nachträglich wirklich overkill) war dann ein wenig länger. Nach einer knappen Hälfte hatte ich dann auch den Zahnriemen meines Bandschleifers durch. Nichts gegen den Bandschleifer, der schliff tapfer viel und der Zahnriemen hatte seinen Schlag, seit mir mal irgendwas blockierenderweise zwischen Schleifband und Gerät rutschte. Nebenan verbloggte ich Marketinggedanken zur Ersatzteilbestellung, wenns wen interessiert.
Man sieht, es zog sich. Insbesondere waren die verschiedenen Holzsorten teils sehr unterschiedlich im „Glattbekommen“. Hier meine eingangs beschriebenen Probleme: manches (das unterste Brett) ging an sich prima. Bei anderen wars (mir!) gelegentlich kaum möglich, Kratzer rauszuschleifen, ohne neue zu machen. Ich kann mir vorstellen, dass man das mit einer schönen Abfolge feiner werdender Körnung hinbekommt, weiter ist man wahrscheinlich mit der Folge Bandschleifer (grob), Schwingschleifer (feiner), Deltaschleifer (Details/Kratzer) und dann „nur“ noch zum babypopoglattbekommen-handgeschliffenem 600er-Papierfinish besser dran, aber wie gesagt: da braucht man wahrscheinlich eine meditative Grundhaltung, die mir abgeht, und außerdem wirklich viel Zeit und Geduld.
Neuer Zahnriemen, und ein mir ausreichend gut erscheinendes Ergebnis, vor/nach Olivenöleinlassung:
Bevor man mit dem Öl hantiert: wirklich sauber abkehren und -saugen, dann noch mal sauberwischen. Man sieht durch den superfeinen Staub der letzten Schleifaktionen dann auch gern noch übersehene Kratzer. Daraufhin schleift man die nach, kehrt, saugt und wischt erneut usw., je nach Perfektionsdrang kann man in dieser Schleife (haha, Schleifschleife) beliebig die Runden drehen.
Tja, und der Effekt, dass man auf den Bildern nicht so wirklich den Unterschied sieht. Nichtsdestotrotz, ich schleppte das Ergebnis hoch und dem Kater schien es gut genug zum Probesitzen.
Der Unterschied ist auch und grade ein haptischer. Es fühlt sich schon klasse an, und einmal mehr ists erstaunlich, wie so ein Palettenholz aussehen kann.
Oben rechts: die beiden am besten „schleifbaren“ Bretter. Die Astlöcher sind immer am härtesten und man kriegt hier die Kratzer am schwersten raus, hier hats aber ziemliich gut funktioniert. Unten links: die Schrammen im oberen Brett wären wahrscheinlich rauszukriegen gewesen, richtig gesehen hatte ich sie erst, nachdem ich alles drumrum glatt hatte, und dann wollte ich einfach nicht nochmal von vorn anfangen. Das Holz drunter war an manchen Stellen irgendwie „faserig“ – es wurde einfach nicht glatter als so, wie es nun eben ist.
Oben rechts zum Schluss Kratzer im harten Astholz, mit denen ich mich von Anfang an arrangierte – die sind halt drin, und da im härtesten Bereich eben eine Delle statt ner Kerbe zu haben… nun ja. Das Holz drüber ist hier zu hell, ums richtig zu sehen, aber das war das weichste, und trotzdem – wie daneben – einfach nicht ganz glattzukriegen. Wie gesagt: möglich, dass es an mir liegt, und dass man mit einem Deltaschleifer oder einer Polierscheibe da noch nen Ticken mehr rausbekommen hätte, aber das schien mir dann einfach übertrieben. Das Endergebnis mag ich trotzdem stundenlang streicheln 🙂
In Sachen Olivenöl-Robustheit erstatte ich Bericht, sobald das erste Weinglas/der erste Aschenbecher umgekippt ist.
Und das riecht nicht irgendwie ranzig nach einer Zeit? Auch wenn man da das billigste Öl im Supermarktregal kauft, das ohnehin schon nicht unbedingt appetittlich riecht?
Nein, gar nicht. Ich schätze, es reagiert auch auf irgend eine Weise mit dem Holz. Weiter zieht Olivenöl schon kräftig ein. Nen Tag später ist das Holz ja auch nicht mehr feucht oder ölig oder in der Art.
Hab mal mit Fischöl-Resten Holz geölt.
Geht auch (und riecht nicht, außer anfangs).
Allerdings muß man – mit jedem Öl – aufpassen hinsichtlich Holzverdunklung. Manche Öle machen das Holz massiv dunkler. So etwa Fischöl.
Hab ich noch nicht ausprobiert, leuchtet mir aber ein. Ich seh das Leinöl sehr stark nachdunkeln im Vergleich zum Olivenöl. Btw., nach einigen Jahren nun: von wegen Ranzigwerden, nichts dergleichen festzustellen.