Ein Küchenregal. Am besten in Kombination mit einer „Werkbankwand“, einer Fläche, an der man Besteck und Küchengerät aufhängen kann, das war so der Plan. Die Länge der Wand gibt Platz für zwei Palettenbreiten her, also zwei Paletten. Weiter muss das Fenster noch aufgehen, möglichst ohne Sorge vor Glasbruch. Und zu guter Letzt: Küche ist ein wenig heikler Bereich in Sachen Staub und Schmutz einerseits, weiter in Sachen Dampf, Fettspritzer usw., sprich, um eine eingehendere Holzbehandlung komm ich diesmal nicht rum. Und zu guter Letzt ist meine Küchen- und insbesondere Arbeitsflächenbeleuchtung noch etwas mittelmäßig, sprich, ich kann mich auch wieder in Sachen Palettenbeleuchtung austoben, das mach ich ja ohnehin gerne.
Bevor ich die hier verewigten Paletten besorgte, machte ich noch ein paar Kulikritzeleien, weil ich wirklich nur eine ganz grobe Vorstellung hatte, wie das Ganze konstruiert werden sollte. Letzten Endes kam ich zu keinem Ergebnis und fing stattdessen einfach mal an. Es entbehrte nicht einer gewissen Ironie, dass die schwerere der beiden Einwegpaletten wohl eine der reinigungs- und behandlungsbedürftigsten war, die ich bisher verarbeitet hatte.
Eine komplette „Palettenhöhe“ an die Wand hängen wäre schlicht zu hoch geworden bzw. zu nah an die Arbeitsflächen ruintergejkommen. Ich hab die schwere Palette so in der Mitte des einen Zwischenstücks geteilt, die „leichtgebaute“ auf zwei Palettenträger-Breite zusammengekürzt. Alle abgetrennten Teile aber aufheben, man benötigt sie teilweise noch. Den Mittelträger bei der schweren Palette kam auch vorläufig raus – schon allein aus Gründen der Reinigung war das an dieser Stelle vonnöten. Ich wollte ihn eigentlich ein wenig nach oben versetzen, aber letzten Endes kam er wieder an dieselbe Stelle.
Im Folgenden bitte nicht von gelegentlich sich ändernden Details irritieren lassen: ich hatte schlussendlich fast alle „Palettenträger“ zwischenrein mal entfernt oder zumindest die „Standbretter“ von den Abstandshaltern gelöst – teilweise wurden die, wie beim einfachen Palettenregal an der Unter- statt der Frontseite neu verschraubt. An der Stelle kann man es sich einfacher machen als ich und direkt alles zerlegen, was man später anders wieder anschraubt, und in maximal zerlegtem Zustand schleifen, lasieren und lackieren. Wie gesagt, bei mir wars ein Work in Progress, man kanns sich erleichtern, wenn man das Endergebnis schon klar geplant hat.
Ich hatte nach vermutetem maximalem Zerlegungszustand gesäubert, geschliffen und anschließend mit einer wasserbasierten Holzlasur, Farbton „Kalkweiß“, lasiert. Ziel war eine helle Holzoberfläche, durch die man aber Maserung, Schrauben, Schliffe und Flexschnitte noch sieht. Halt einen bearbeiteten, hellen Holzlook.
Und klar, das muss ich jetzt sagen, aber ich wollte auch, dass es eben „improvisiert“ und ein wenig „getüncht“ aussieht. Sprich, das kann man alles sauberer und gleichmäßiger machen als hier, ich mags aber scheckig. *Ganz* gleichmäßig bei nicht deckenden Farben sollte man aber wirklich nicht anstreben, man wird frustriert – zu häufig sind vollkommen unterschiedliche Hölzer in derselben Palette, unterschiedliche Schnitt- und Sägerichtungen, die Farbe unterschiedlich stark aufnehmen, unterschiedlich abdunkelnd/deckend rauskommen, man kriegts nicht hin. Gar nicht erst versuchen.
So sah das ganze dann nach dem ersten Lasierungsdurchgang aus. Wie gesagt: hier wurden in Folge noch einige der „Fußbretter“ gelöst und versetzt. Aber nun kam erst einmal das abgesägte Teil der leichten Palette als erster und oberer Regalboden zum Einsatz. Das Fußteil hatte ich abgehebelt /Brecheisen! Yeah!) und eines der übrigen Bretter der Palette legte ich in die deutlich zu breite Lücke zwischen den beiden vorhandenen Brettern. Passt.
Hier sieht man auch die erste „Fußbretter-Versetzung“ – abgehebelt von der Unterseite (jetzt Frontseite) der Abstandhalter, und als „kleines“ Regalbbrett an der Unterseite wieder angeschraubt.
Tja, und die folgenden Experimente hatte ich nicht dokumentiert. An dieser Stelle fehlen einige kleinere Zwischenschritte. Zum einen zersägte ich zwei der noch vorhandenen Schrank-Einlegeböden, von denen ich einen im Schubladenschrank in der Küche bereits als Abdeckplatte verarbeitet hatte, die wurden dann auch lasiert, uind anschließend nebeneinander als Regalböden auf den „Mittelteil“ der schweren Palette geschraubt, weiter auf beiden Ebenen der leichten Palette – an der fenster-abgewandten Seite. Weiter ans Fenster ran gibts keine Regalböden mehr, weil man dann die Scheibe auf die Regalbrettkante hin aufmacht. Man siehts nachher genauer.
Linkes Bild: die übereinander angebrachten Regalböden an der „leichten“ Palette. Rechts: der obere Teil der schweren Palette mit dem Paletten-Regalboden. Auf der unteren Regalebene habe ich die beiden anderen Einlegeboden-Hälften analog zum Regal daneben angebracht. Das alles ist schlicht durchs Brett durch in die Schmalseiten der Bretter darunter geschraubt. Hält – kann man natürlich auch mit Beschlägen und Winkeln arbeiten, wenn mans ganz solide will.
Jetzt aber zur Beleuchtung. Denn die unteren „Palettenfüße“ schreie eigentlich nach Beleuchtung hinter Verblendung, wie eben auch schon beim Wandbord. Wenn man solche Birnenfassungen hat wie hier, kann man sich nämlich mit simplen Schraubhaken bestens behelfen.
Einfach den Plastikansatz abschrauben, einen Haken ran, wieder zuschrauben, bis der Haken sauber drinklemmt. Oder besser: erst den Haken ins Holz schrauben und *dann* die Fassung anklemmen.
Hält, macht hell, und tut ganz allgemein den Job. Ich hab alles parallel geschaltet, bei vier mal achtundzwanzig Watt ist das unproblematisch. Kann man dann bei der Zuleitung einen Schalter reinbauen ans Kabel, oder wie hier einfach einen Schaltstecker zur Stromversorgung nutzen. Alternativ die beiden Palettenteile „separat schaltbar“ machen, wenn man am Herd Licht will und am Spülbecken nicht, aber wie man mag. In der Küche will ich in der Regel halt entweder vernünftiges Licht oder nicht, insofern: auf einmal geschaltet.
Das hier ist auch noch komplett „Probebeladung“ mit Geschirr, weil der Klarlack noch fehlt. Ich konnte noch nicht direkt drüberstreichen wegen der Trockenzeit der Lasur – oberflächentrocken wars da, aber eben nicht überstreichtrocken, geraten war zu 24 Stunden und ich dachte, komm, richte dich mal danach. Aber schon mal sehen, wies aussieht, wenn man alles mit Haken versehen und behängt hat, sowas kann man sich an der Stelle kaum verkneifen, auch wenn man danach alles wieder ausräumen kann.
Nochmal abgehängt und mit Klarlack drüber. Das insbesondere einfach deswegen, damit das Holz etwas robuster ist, was Feuchtigkeit, Dampf, Fettspritzer und die übrigen Küchenfährnisse angeht. Auch hier Klarlack auf Wasserbasis, und analog zur Lasur des Gartenstuhls aus Paletten ein „speichelechtes“ Fabrikat, wo ich mir keine Sorgen machen muss, auf was ich das Essgeschirr draufstelle.
Als Lack kann man natürlich auch was lösemittelhaltiges nehmen, wie gesagt, Wasserbasis ist mir sympathischer. Einziger Punkt neben den Gesundheitsüberlegungen wäre, dass man Lasur und Klarlack auf derselben Basis nimmt, also beides entweder Wasser- oder Lösungsmittelbasis.
Ja, das wars – alles hängt nebenbei an fünf normalen verdübelten Wandhaken, die kann man so reindrehen, dass man genau das Palettenbrett drüber hängen kann. Und mir gefällts prima. Ich hoff, die „Brettversetzungen“ sind einigermaßen nachvollziehbar.
Ganz großes Lob für deine detailierte Seite!
Werde meinen Schülern ein Palettenprojekt vorschlagen und konnte ganz viele deiner Beispiele in eine Präsentation einfügen, hoffe das ist in Ordnung. Gebe natürlich deine Seite als Quelle an.
Danke, Antje
Klar, mach – ist ja ne CC BY-Lizenz, kannst verwenden wie du magst. Und ich freu mich immer, wenns wem Spass gemacht hat, was damit anzufangen. Viel Spass deiner Klasse 🙂
Gefällt mir auch sehr gut.?. Ich hoffe das ich das nach und nach auch so hinbekomme. Sowas schmuckes?