Das Phänomen erwähnte ich ja schon: macht man öfter was mit Palettten, sieht man auf einmal überall welche. Nach den ersten Palettenmöbel-Inspirationen um mein Bochumer Viertel zum nun der zweite Teil, einige Bauweisen scheinen gängig zu sein, wie die Kugelpudel-Bank hier. Weiter war das n.a.t.u.r.-Festival mit einem fast schon pornografisch zu nennenden Paletteneinsatz, und der Rundlauf in der Speckschweiz ließ mich auch an unerwarteter Stelle aufs Rohmaterial stoßen. Hier wie leider immer bei solchen „Inspirationspostings“ – die Entstehung der jeweiligen Palettenmöbel ist naturgemäß nicht dokumentiert.
Zum Kugelpudel und seinen wunderhübschen, mobilen Palettenbänken ein paar Worte, für die ich weder Geld noch Eis noch sonstwas kriege: das Eis im Kugelpudel ist das beste, das ich überhaupt, ganz sicher aber im Ruhrpott bislang essen durfte. Eis dahingehend spezifiziert, dass sie immer nicht allzuviele, aber immer wechselnde Sorten Eis und Sorbet haben und da neben gängiger Straciatella auch (veganes) Orangen- oder Himbeersorbet steht oder Dattel-Sesam, und ein Mangoeis, wo es mir irgendwie leidtut, dass ich es letzten Endes eben nur essen kann. Weiter machen sie praktisch alles selber: Eis, Kuchen, Cocktails und die Inneneinrichtung. Die vorwiegend aus Re- und Upcyclingmaterial. Draußen insbesondere eben die rollbaren Palettenbänke, drinnen noch weitere Palettenmöbel, bei denen interessante Konstruktionen mit Schubladen vorkommen, die mich letzten Endes auch zum eher rustikalen Schubladenschrank letztens motivierten. Geht hin, guckts euch an, esst ein Eis.
Zu den Bänken noch: die sind mehrfach lasiert und – ich hatte mich ein wenig mit dem Konstrukteur unterhalten – analog wie bei mir eben im Durchlauf Säubern, Abschleifen, Abflexen von allem metallisch rausstehenden erstellt und mit den gängigen Metallbeschlägen – gerade und gewinkelt – und selbstdrehenden Holzschrauben montiert. Mehrfach lasiert, weil doch Heavy Outdoor Use und Nahrungsmittel, Kinder usw., da gehts nicht unbehandelt. Ich mag die Verarbeitung sehr und bin insbesondere davon beeindruckt, wie die Rollen die ganze Geschichte wieder doch „leichter“, weniger massiv machen. Freundliche Möbel.
Weniger freundlich: die Videoinstallation, die mir im Rahmen vom „Rundlauf Bochum begegnete. Der Rundlauf macht für eine Woche einen Bochumer Stadtteil zur „verteilten Kunst- und Kulturinstallation“, unter anderem wurde ein ungenutzter Hochbunker weitgehend entrümpelt und gesäubert, dort fanden dann Installationen, Lesungen, Aufführungen statt. Unter anderem diese Videoinstallation, die dann im Bunkerambiente mit NS-Videoprojektion doch eher bedrückend war.
Viel freundlicher, mir fast schon wieder zu freundlich: das n.a.t.u.r.-Festival in Bochum. Dieser kleine Palettengarten begegnete mir vor der Rotunde, gesäumt von den bereits bekannten Palettenbänken – wobei man hier sieht, wie „klobig“ die unrollbare, drei Paletten hohe Version wirkt gegenüber den zwei-Paletten-Rollvarianten des Kugelpudel.
Jedenfalls: die Blumeninstallation war irgendwie sympathisch, und wie schon gelegentlich angemerkt: sowas stell ich mir auch gern malerisch verfallend vor, im Garten kann das ja durchaus seinen Reiz haben, wenn was auch nach und nach morsch und überwuchert wird. Wie mans mag.
Der Palettenporno fand dann aber direkt daneben statt. Das C60 Collaboratorium der RUB stellte die „Ein Campus für die Innenstadt – Architektur-Präsentation“ auf eine Paletten-Bühne/Liegewiese. In mehreren Pavillons sind die Städteplanungsentwürfe für das Quartier ausgestellt, das Ganze auf einer Bühne aus Paletten.
Hier erst mal der Aufbau, in Benutzung sehen wir die Palettenbühne noch weiter unten.
Livemucke gabs aber keine, stattdessen durchaus interessante Surround-Sound-Installationen aus klangerzeugenden Smartphones an solarpanel-betriebenen Aktivboxen. Zugegeben, die Botschaft/die Bedeutung erschloss sich mir nicht direkt, aber der Technikeinsatz war kreativ und so ganz nach meinem Geschmack.
Auf dem Natur-Festival waren dann beim erneuten Besuch noch einige Palettenmöbel mehr zu sehen. Bänke, Liegen, Tische, bis hin zum DJ-Pult in der Rotunde. Wie sich letzteres für Turntables eignet, kann ich leider nicht beurteilen.
Der Zweisitzer ist insbesondere wegen der coolen Paletten-„Durchkreuzung“ ein Hingucker und definitiv ausbaufähig in Richtung verstellbares Rückenteil. Die Einerliege find ich richtig cool, wobei ich zugegebenermaßen meine verstellbare Paletten-Gartenliege lieber mag. Hier ists einfacher und rustikaler gehalten, für eine Fixinstallation im Garten möglicherweise aber auch recht gut geeignet.
Gemütlicher Ausklang: die Palettenbühne/Liegewiese in Benutzung. Auch hier konnte ich mit dem Konstrukteur ein paar Worte wechseln – wir waren uns einig, dass der „vorläufige“, „improvisierte“ Charakter einerseits und die bau- und arbeitsbezogenen Assoziationen perfekt zu einem solchen Anlass passt. Überlegt hatten sie, das Ganze mit einer geschlossenen Oberfläche zu machen, sie sahen dann aber davon ab – so passt auch besser, wirkt leichter. Paletten waren in der größeren Menge natürlich ganz offiziell gekauft, niedrig zweistellig pro Palette für bewusst bereits benutzte Exemplare (gebraucht, erste Wahl: günstiger einerseits, mit eben diesem „gebrauchten“ Look, ohne siffig zu sein).
Richtig klasse bei alledem: das alles quasi hundert Meter um meine Bude rum, mit Ausnahme des Rundlauf-Bunkers, da laufe ich ne Viertelstunde. Ich hab manchmal schon das Gefühl, das Material verfolgt mich 🙂
Hallo, ich finde es ja lustig, dass es eine Seite gibt wo ich lesen kann wie über unsere Paletten- Bänke, Liegen oder mobile Gärten gefachsimpelt wird!! Jetzt stehen noch ein paar neue Sachen vor dem Schauspielhaus… Naja ich hätte alte ausgemusterte Paletten besser gefunden! Grüße andi
Hoi, Andi,
was meinst mit ausgemustert? Auf dem Festival für die Bühne? Das sind ja Pfandpaletten, ich bin recht sicher, dass die nach Abbau weiterverwendet wurden.
Ab davon: schönes Projekt, das ihr da habt und grosses Recyclingmöbelkino auf dem Festival, danke dafür 🙂
meine ansage ging eher in die richtung unserer sachen, die wir gebaut haben…, die liege hnten auf der kiesfläche, den mobilen garten, die anderen bänke bei der rotunde… face to face wäre nett!!
Prima Event – gerne unterstützen wir euch auch in den kommenden Jahren, klasse umgesetzt!