Palettentische. Einen Couchtisch aus Paletten hab ich schon gebaut, der ist mit Leinöl lasiert und etwas rustikaler mit seinen Hanfseilgriffen, und insbesondere sieht man schon dort recht detailiert, wie der gebaut wurde. Im Folgenden lass ich mich weniger über die „Basics“ aus, eher über die Unterschiede und ein paar Detailverbesserungen, die beim Couchtisch Mk.2 so angefallen sind. Der war für eine Freundin, sie brauchte ihn schmaler (ein Brett raus), zwei Paletten hoch und weiß-transparent lasiert. Es ist furchtbar, was für jemand anderes zu bauen, man ist auf einmal viel selbstkritischer, und das Material verhindert perfekte Ergebnisse. Ich rate ab 🙂
Tischplatte wie gehabt. Oberteil am Stück lassen, Unterbau komplett abstemmen. „Hauptbretter“ der Oberseite drinlassen, die zwei schmaleren raus. Diese zuschneiden/schleifen und in die erste Lücke einsetzen
Wir wollen Schubladen (zwei übereinander an jeder Seite) nur an einer Hälfte des Tisches. Hier schon mal den „Unterbau“ zuschneiden, abschleifen. Hier sieht man a) die zugeschnittenen „Unterbauteile“ einmal auf, einmal unter der Tischplatte. Und b), die Lücke in der Platte fülle ich diesmal nicht, sondern nehm das Rand-Brett hinter der Lücke runter, schleife ab, setze direkt am Mittelbrett an und säge die überstehenden „Unterbretter“ ab – so wird der Tisch um die 60cm tief statt der Paletten-typischen 80.
Für die eine Seite (mit Schubladen) haben wir zwei noch per Brett verbundenen Abstandhalter abgeschliffen. Die Abstandhalter am anderen Ende stemmen wir nicht ab, sondern sägen das Brett drunter am Abstandhalter ab, damit wir die gleiche Höhe an allen Seiten haben. Das letzte Tischplattenbrett versetzen ist nicht illustriert, kann/sollte man an der Stelle machen, wenn gewünscht. Und dann zum „unteren Stockwerk“.
Links sieht man noch die „Originalpalettenstruktur“. Die wurde weitgehend zerlegt – die komplette Bretter-Oberfläche wird rausgehebelt, auch wenn hier noch zwei „Restbretter“ zu sehen sind. Umdrehen. Wenn man wie ich alles schmaler macht, muss das mittlere und ein seitliches Paletten-Fußteil raus. Im Bild: das mittlere noch entfernt, das seitliche ist schon die 20cm schmaler wieder eingesetzt, die wir für das hier angepeilte Tischmaß brauchen.
Hier sieht man zum ersten mal das genaue Maß und den angepeilten Aufbau.
An der Stelle fiel mir ein, dass ich beim Paletten-Schminktisch zum ersten Mal einfach eine Drahtbespannung für die untere Schubladenführung genommen habe. Auf Draht läuft die Schublade leicht und er verzeiht auch die palettentypischen Unexaktheiten. Konsequent weitergedacht: warum nicht auch für die seitliche Führung so arbeiten? Bisher hatte ich da immer eine schmale Holzschiene reingeschraubt, aber das nimmt Stauraum. Gedanke ist gut, wir fangen mit der Bodenbespannung an. Da hatte ich einfachen Blumendraht, der hat genug Halt. Für die Seitenführung nahm ich hier dünnes Drahtseil, einmal sieht man das gegebenenfalls von der Seite und das macht einfach mehr her. Zum anderen rechne ich da mit mehr mechanischer Belastung.
Bohrungen für die Draht-Schubladenführung sind recht einfach – im Boden einfach durch, zweimal längs spannen und diagonal verbinden, Draht verdrillen. Die Seitenführungen sind schräg durch die Abstandhalter gebohrt, die Drahtseile mit Schraubklemmen fixiert. Hier war das Spannen ein wenig mühsam, aber Schraubklemmen halbfest anziehen, mit der Kombizange den Draht durchspannen und dann vollends fixieren geht.
Wie man sieht: Schubladen praktisch über die ganze Breite. Früher habe ich die Seitenwände „eine Brettbreite“ nach innen gesetzt, damit man seitlich Führungsschienen machen kann, mit Draht ist das durchaus eleganter und platzschaffender. Im Bild rechts auch die ganzen „Abstandhalter“, auf die die Tischplatte später kommt. Man sieht auf dem Tisch zwei der drei „Fußteile“ und die insgesamt drei Abstandhalter mit nicht abgestemmten, geschliffenen Brettstücken noch dran, im Hintergrund das dritte Fußteil.
Dann mal schauen, dass die Höhe auch passt. Und vor allem die Frontverblendung.
Für Schubladen-Frontverblendungen nehme ich immer die rausgesägten Mittelstücke der „Palettenfuss-Bretter“. Die sind an der einen Seite immer abgeschrägt, das lässt sich hübsch zurechtschleifen, und in der Höhe hauen sie eigentlich immer hin.
Hier sieht man nun die abgesägten/abgeschliffenen Palettenfuß-Teilstücke, die den Unterbau der Tischplatte bilden. Wir bauen grade von unten nach oben. Wenn alle passend draufgestellt sind, die unteren Schubladen leicht laufen und die Tischplatte sauber/gerade draufgelegt werden kann (also so sauber, dass nichts wackelt, was mit ein, zwei Millimeter Spannung über die Holzverschraubung zurechtzuschrauben wäre), dann kann man die Teile nun an der unteren Palettenkonstruktion festschrauben. Entweder mit sehr langen Schrauben mittendurch oder (nicht ganz elegant, aber es funktioniert und die Schrauben lassen sich weit genug einsenken) schräg seitlich rein. Anschließend (oder währenddessen) bemerkt man, dass die unteren Bretter der Tischplatte nicht bündig sind mit dem Unterbau bzw. schlicht einen Ticken zu breit. ich will aber gerade Schubladenverblendungen, die weitgehend exakt reinpassen.
Jetzt hauts hin. wir passen die Frontverblendung ein und bauen die nächsten beiden Schubladen.
Dasselbe Spielchen: Schubladen einpassen, Spiel lassen für die Drahtverspannung. Anschließend die Drahtverspannung analog zum unteren Stockwerk anbringen, Schubladen rein, Tischplatte drauf und verschrauben. Wahlweise vorher schon mit dem Streichen anfangen, ich habs in dem Fall nach der kompletten Endmontage gemacht. Und vorher nochmal alles mit feinem (180er Korn) Schmirgelpapier geschliffen.
A propos Schleifen. Wie oben gesagt: man machts für jemand anders, dann muss es nochmal nen Ticken feiner sein. Wie immer ist die Schleiferei das Anstrengenste an der ganzen Geschichte. Und wie immer: im Zweifelsfall nochmal drüber. Man ärgert sich hinterher über alle rauhen/kratzigen Stellen, die man dann doch noch (schlimmer: wieder) sieht, wenn Farbe draufkommt.
Farbe. Das ist eine nicht ganz transparente Lackfarbe. Dünn aufgetragen, hat die einen sehr feinen Durchscheineffekt. Es sind wieder ein paar schöne Maserungen rausgekommen. Mit den Brandzeichen war ich nicht ganz glücklich, ich hatte etwas Mühe, Paletten mit Vollholz-Abstandhaltern zu kriegen, die Presspanteile nehmen überhand, ich prangere es an.
An sich sind wir nun soweit. Wir bringen noch die Schubladengriffe an. Idealerweise mittig zu den einzelnen Schubladen – man weiss nach der Montage ja, wie unterschiedlich breit die ggf. ausgefallen sind.
Geplant sei eine Glasplatte obendrauf und in das „doppelt hohe“ Fach ohne Schubladen. Scheint mir eine sehr schöne Idee, da rate ich dann zu Filzgleitern zum Drauflegen. Alternativ hat man einen fetten Elektrohobel und kriegt wirklich die ganze Platte komplett gleichmäßig eben, aber das erschiene mir leicht overkillmäßig.
Nicht nur eine tolle Idee, sondern auch grandios umgesetzt dieser Tisch! Ich werde ihn mir selbst so ähnlich nachbauen. Das wird bestimmt kein Problem, hier ist alles richtig gut beschrieben und bebildert.
Überhaupt ein netter Blog hier, sieht so aus als hätte ich ein paar Projekte für meine Studentenwohnung, Wochenende=Bastelzeit 😉
Beste Grüße und weiter so, JD
Wirklich sehr gelungen!
Welche Lasur/Lackfarbe wurde denn dafür verwendet ?
Das ist ein wasserfester und wasserbasierter Innen-Holzlack, lass mich nicht lügen, ich meine, kalkweiss. Ist schon ne Weile her. Ich bin recht sicher, dass er vergleichsweise deckend war (es gibt Lasuren ja auch explizit transparent), nur eben sehr dünn aufgetragen. Grundsätzlich ists mMn. mit transparent/farbigen Lasuren einfacher, das Durchscheinen der Maserung zu kriegen, mit sehr dünn deckendem Lack ist der Effekt aber eben tatsächlich nochmal ein anderer. Im Zweifelsfall immer erst mal an einem separaten (analog geschliffenen) Holzteil ausprobieren, weil nochmal drüber geht immer, aber abkriegen ist eher schwierig.