Es wird länger und mit ein bisschen „Fremdmaterial“ und einer Geschichte. An sich fing alles damit an, dass die Teuerste rustikale Waldarbeitsbilder machen wollte. Ganz eigentlich, dass wir cooles Holz wollten zum Teelichthalter bauen. Es ergab sich, dass wir einen tollen Bruchstamm fanden, der derbe borkenkäfergangverziert war. Nun, und noch ganz eigentlicher sollte ich ja noch einen Schminktisch fürs Schlafzimmer machen. Es kam eins zum anderen.
Dass die Waldeskapade dann direkte Vorgeschichte zum Schminktisch wurde, ergab sich dann so irgendwie – warum nicht einen schön zernagten Ast/Stamm da als Bein nehmen, oder irgendwie als „Tischaufbau“ zum gleich auch Beleuchtung irgendwie damit verbinden, das waren so die groben Überlegungen. Jedenfalls, eine ganz neue Form der Materialbeschaffung, jenseits der üblichen Palettenschlepperei. Wir brachten einigte schöne Stücke Borkenkäferholz mit, und eines schliff ich gleich mal probeweise etwas ab, um zu sehen, wie sich die Gänge halten und das Holz rauskommt. Halten, kommt raus – alles gut.
Wir tippten da schon auf Borkenkäfer, beim Wiki-nachgucken musste ich dann sehr lachen, weil es dort heisst, das so zernagte Holz habe einen deutlichen Wertverlust. Klar, scheisse, wenn das Vieh im Wald ist, aber wir kommen hellauf begeistert von toll strukturiertem Holz nach Hause und lesen das. Nun ja.
Dann zum klassischen Material. Einiges wird der Leserschaft bekannt vorkommen, da fasse ich mich kurz. Bretter versetzen/einlegen für eine „geschlossene Tischfläche“, beispielsweise.
Zwei Paletten Minimum an Materialbedarf: die Schubladen gehen ins Holz und wenn man keine Borkenkäferäste hat, brauchts noch einen Tischfuss. Mir war an der Stelle klar, die Tischplatte kriegt Schubladen (wie der Paletten-Couchtisch) und ein schmales Unterschränkchen (analog zum Badezimmer-Unterschrank). Wie der Rest des Unterbaus aussehen sollte? Hier fiel mir der Stamm ins Auge. Hm, ja, das ist es.
Das heisst, dass wir erst mal die „Schrankseite“ aufziehen. IN derselben Höhe später dann ein Teilstück des Holzstamms zusägen und als Tischfuss einziehen.
Wenn wir schon dabei sind, kann man auch gleich die Führungsschienen für die Schubladen machen.
Die Seitenwand hatte mal wieder den „Paletteneffekt“: keine exakte Wissenschaft, ich hatte gerade zugeschnitten alles, aber nun ja, irgendwo ist immer was verzogen. Einen schmalen Keil noch passend gesägt und eingesetzt. Kurz hatte ich die Seitenwände mit Metallbeschlägen gemacht, aber dann gefiel mir eine „Nur-Holz“-Lösung mit eingesetzten Gegenstücken unten und oben an der Kopf- und Fußpalette besser. Weiter unten sieht mans, bei „Numero 2“ am Fußteil/im Schrankinneren.
Schubladenbauen ist schrecklich. Eine ewige Schleiferei und Sägerei, und man sieht kein Stück. Ich hielt mich an die zweite Seitenwand, aber dann musste es eben sein. Erst die eine, dann die andere. Ich hatte diesmal alles deutlich feiner abgeschliffen als beim Couchtisch, aber wenn man keine Kratzer vom Schleifen mehr sehen will, muss man wahrscheinlich mindestens mit 180er-Körnung drüber zum Abschluss (ich hatte 120 max.) Das gemeine ist: manche Hölzer kriegt man einfach gar nicht glatt, und bei manchen meint man, es ist jetzt in Ordnung, und man sieht die Fehler erst beim Lasieren. Wobei mir das leicht „gerockte“ ja auch gefällt.
Anmerkung zur Numero Uno: ich hatte eine der Couchtisch-Schubladen als Muster mitgenommen. Es hatte mich ziemlich umgehauen, wie drastisch der Effekt Leinöl vs. unbehandelt/abgeschliffen da zuschlägt. (siehe auch lackieren, lasieren, womit, und wie siehts aus?)
Jetzt wirds spannend. Einen der dünneren Ast/Stammstücke wollte ich noch als „Aufbau“ neben den Wandspiegel auf den Tisch setzen. Mit dem Forstnerbohrer ein schräg angesetztes 40mm-Loch in den Tisch gebohrt, und dann das Ast-Fußteil passend zugeschliffen. Ich dachte erst, ich müsse es noch von unten verschrauben, aber sitzt bombenfest (und kann so auch separat rumgeschleppt werden).
Die Bohrungen in den Ast hatte ich mit 16mm gemacht, geordert hatte ich da im Vorfeld ein 10er-Set LEDs mit 15mm Einbaudurchmesser, konkret die Cosa 15, 10×0,07W warm-weiß hier. Amazon-Reviews sagen, die sind iO, bei Conrad sah ich ein paar verärgerte „Netzteil kaputt“-Stimmen und kriegte prompt ein Set mit kaputtem Netzteil. Schlicht kein Saft drauf.
Bevor ich mich ärgerte, machte ich erst mal alles, was mit Bohren zu tun hatte: beispielsweise einen übrigen Verbindungszapfen einer Türklinke zum Steckdübel zweckzuentfremden. Dann das ganze Borkenkäferastholz nochmal abschleifen/abschmirgeln, saubermachen (trockener, größerer Pinsel rockt da ziemlich) und zu guter Letzt mit dem fürs komplette Projekt vorgesehene Flüssig-Bienenwachs einlassen.
Garantieabteilungen haben sicher ihre helle Freude an mir. Ich knipste erst mal den Stecker bei einem alten, übrigen 12V-Netzteil ab und hielt ihn an eine der LEDs, die brannte. Garantiefall und noch ne Woche warten, oder mit dem vorhanden Material improvisieren? Rhetorische Frage.
Man nimmt natürlich das vorhandene Altnetzteil, und knipst von allen LEDs, die man braucht, die vorhandenen Steckverbindungen ab. Die Stecker kriegt man eh nicht durch die Bohrungen, wenn man nicht riesen Löcher quer durchs ganze Holz bohren will. Ich hatte da, wo dle LED hinsoll, mit 16mm reingebohrt und dann von der Gegenseite oder einer Stelle, die man später nicht so sieht, mit ca. 8mm aus der Gegenrichtung in dieses Loch die Verbindung/den Kabelausgang gebohrt. Kabel durch die Ausleitung nach hinten durchziehen ,LED geht rein, steckt irgendwann fest, alles gut.
Stromzufuhr: die hatte ich dann einfach offen und unisoliert verlötet. Das sind 0.03W-LEDs, da ist nichts nennenswertes an Strom unterwegs. Man kann sich da natürlich auch noch eine nette Isolierung und eine Befestigung am Holz überlegen, ich selber mags eigentlich, wenn man Kabel sieht. Und Lötstellen, Yeah.
Kleinkram: Schubladen wie vom Couchtisch bekannt mit Hanfseilgriffen ausstatten. Alles nochmal dezent nachpolieren. Aus dem Keller schleppen (und deswegen: nicht alles fix miteinander verschrauben) und aufbauen.
Aufwände… lassts zwei Arbeitstage sein rein netto, aber es liefen einige Sachen halt auch schon schwer rund, weil bereits an anderer Stelle gemacht. Und man braucht ordentliche Schleifer. Ernsthaft, ohne a) guten Bandschleifer und b) nen Schwingschleifer für die runderen/feineren Sachen muss man an sich sowas nicht anfangen, sonst wirds ne Quälerei.
Todos, optionale Updates: Man kann die Stromzufuhr wie gesagt noch hübscher machen, einen zweiten Ast auf der anderen Spiegelseite mit noch ein paar LEDs machen, damit man den zwei-Bäume-Effekt des Tors zu den Minen Morias kriegt, man sollte einen Zwischenboden in den Unterschrank einziehen und Magnete zum Schranktürzufallenlassen anbringen. Einen großen roten Knopf zum Licht ein/ausschalten einbauen. Und 180er-Schleifpapier kaufen, irgendwann.
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