Letztens bereits erwähnt: vor einiger Zeit durfte ich einen Palettenmöbel-Workshop halten, und beim ersten Text gings dann nur um stapelbare Palettenbänke. Einiges andere nun nachgeholt. Ausgerichtet hatte das Ganze der Bund der Jugendfarmen und Aktivspielplätze, und gebaut/Workshop gemacht hatten wir dann auf dem Kinder- und Jugendbauernhof der AWO in Kiel. Eine verdammt großartige Institution, mag ich nach dem einen Eindruck von dort eben mal festhalten. Wie es dann meist ist, lernt man mehr voneinander wie nun in eine Richtung, deswegen und weil ich wirklich kaum zum Fotografieren kam, an der Stelle einige allgemeinere Gedanken und einige Ergebnisse ohne wirkliche Anleitungen/Baugeschichten.
Hebel, Lehnen, Kräfte in Paletten
Es gab einige Bänke und Lehnstühle, die entstanden, und hier war an sich der Hauptpunkt, wo erklärt, beraten, überlegt wurde – ein blinder Fleck meinerseits, weil man es dann doch irgendwie „eben machte“ – wie sehen typische Hebel aus und wie kriegt man die Geschichte stabil. Insbesondere bei den Rückenlehnen stellt sich die Frage. Und, ganz „basic“, bei der Standfläche. Der „Armlehnenstuhl“ sollte an sich erst noch eine Fußverlängerung an die hinteren Fußenden bekommen, es wurde dann aber allgemein für witzig und nützlich befunden, mit ihm „kippeln“ zu können und das Teil blieb, wie es war.
Aber wo es wirklich drauf ankommt, ist eben, wenn was brechen könnte und eben nicht nur „kippelt“. Armlehnen sind an sich klar. Die „steile“ Lehne der Bank/Liege-Kombination aus Europaletten ist auch noch vergleichsweise einfach „solide zu kriegen“. Spätestens bei der schrägen Liege-Lehne fragt man sich aber natürlich, was passiert, wenn sich wer stabiles drauflegt oder gar ein Kind dran rumturnt.
Generell auch beim „Zuschneiden“ von Paletten – wenn man ein Palettenende absägt, fehlen die „End-Abstandhalter“ und hat man die losen Brettenden, die eben nochmal ein wenig anders (und weniger robust) auf Hebelkraft reagieren. Da braucht es dann der zusätzlichen Stütze. Auch wenn wir hier fast ausschließlich mit Europaletten gearbeitet haben, und da hat man in der Regel deutlich stabileres Holz als bei Einweg, wo die einzelne Latte doch nochmal leichter bricht.
Nochmal verschärft wird das Ganze, wenn man sich an Stecksystemen probiert. Davon hatten wir einige Variationen – teils mit simpel versetzten Brettern, damit Brett auf Lücke passt, teils mit eingesägten Kerben zum Ineinanderschieben, ein wenig analog zum „Klapphocker“ bei den Blumenständern aus Paletten.
Die „Kinder-Palettenbank“ nebenstehend hält – Lehne nicht allzu hoch (kurzer Hebel), Bretter solide/versetzt, damit sie auf Lücke passen und es sitzen keine hundertzwanzig Kilo drauf. Dazu solide unter der Sitzfläche verankert. Bei einer kleineren Gartenbank aus Paletten (Bilder unten) war erst auch was „weiter nach hinten raus“ angedacht, aber wir nahmen dann die „schmal/schräg angesägt direkt nach unten abstützen“ – Version: senkrecht nach unten geführte, passend zur Lehne angeschrägte Stützbretter. Die halten bestens und und sind vom Platzverbrauch und ich sag auch mal vom Ästhetischen her die beste Wahl bei einer doch eher kleineren Gartenbank aus Paletten.
Platte Faustregel: Kräfte längs eines Bretts ableiten. Sobald Gewicht oder gar eben ein Hebel auf ein womöglich auch noch angesägtes Brett kommt, hat man eben das Bruchrisiko. Scheint trivial, werden viele „intuitiv“ machen (wie gesagt, ich hatte mir bis dahin an sich nie bewusst den Kopf drüber zerbrochen) aber wenn man kein Augenmerk drauf hat, könnts böse enden.
Kinder, Hämmer, Nägel und schweres Gerät
Eher „spezielles“ Thema, aber da es um Kinder- und Jugendfarmen ging: klar stellte sich die Frage, was man mit Kindern und Jugendlichen diesbezüglich kreativ gestalten kann. Ganz konkret, denn es waren dann – ungeplant, aber vollkommen problemlos bzw. enthusiastisch – immer ein paar Kiddies um die 10, 12, 14 mit dabei. In der Jugendarbeit gilt wohl, dass Hämmer/Nägel gehen, aber alles Gerät eben nicht wegen, klar, Verletzungsgefahr. Klar ists von Vorteil, wenn das Kind schon mal an „leichteren“ Geschichten ein wenig was praktisch gemacht hat, persönlich bin ich der Ansicht, dass man sich auch ein paar mal auf den Daumen hämmern darf, wenn ein Kind keine Schrammen heimbringt, läuft auf Dauer was falsch. Hier war der Hauptpunkt auch wieder die Frage, wie solide und sicher muss was sein.
Man kann einiges an „leichteren Kindermöbeln“ auch problemlos nageln. Ich schraube deutlich lieber, es geht leichter und wird in der Regel genauer und auch noch mal nen Tick stabiler, aber eine sauber zusammengenagelte Kinderbank hält auch. Und, siehe oben, Schrammen – wenn man Kinder machen lässt, dann wird spätestens nach der Fertigstellung weiterimprovisiert. Wer sich da mal nen Spreißel oder nen blauen Fleck holt oder über die Lehne stolpert, lernt auch was fürs Leben.
Auf was ich eigentlich rauswill: das geht, es geht sogar gut, nur ist man bei dedizierten „Kinderprojekten“ wirklich mit leichten Einwegpaletten am besten bedient. Eine Euro mit Muskelkraft zu bearbeiten, ist weniger ein Projekt, mit dem man Kindern Spass am kreativen Gestalten nahebringt. Mit nem Schwingschleifer unter Aufsicht kann da wohl wer noch was machen, weiter beim anschließenden lackieren/bemalen, aber die Verarbeitung bei den Europaletten ist vom Zerlegen übers Bearbeiten zum Zusammenbauen eher was, wo man elektrische Muskelverstärkung, vulgo ordentliche Werkzeuge will.
Aber auch mit den leichten Einwegpaletten lassen sich hübsche Dinge bauen. Insbesondere sehr kinder-bauhüttentaugliche.
Lose Enden: Europaletten, Ordentliches Gerät
Einmal: ich bin nach langem Lob der Einwegpalette irgendwann zum Europalettenliebhaber mutiert. Sie sind schwerer, sperriger und mühseliger zu bearbeiten, aber mit der Zeit meine ich, dass die Ergebnisse einfach ein wenig stilvoller und schöner sind. Weiter ist das Holz drunter oft schlicht hammergenial – erst mit den Europaletten bin ich dazu übergegangen, naturbelassen/durchscheinend zu lasieren. Was hier nun nicht so rauskommt, weil wir größtenteils die „vorbehandelten“ blauen Paletten hatten und die meist nur geschliffen und allenfalls später mal überstrichen werden sollten.
Ansonsten wie schon angemerkt: Gutes Werkzeug. Wirklich, es ist was wert, spätestens, wenn man öfter was macht. Eine der Nachbereitungen vom Workshop war eine recht umfassende Überarbeitung des „Werkzeug zum Palettenmöbelbauen„-Eintrags, weil man schnell merkt, was es für einen Unterschied macht, ob man die Billigstichsäge oder was solides mit kaum Vibration, ein paar Watt mehr und einem scharfen Sägeblatt hat. Man sieht direkt, wie schnell es bei denen vorangeht, die gerade mit dem guten Bandschleifer zugange sind, verglichen mit dem alten schwächlichen Schwingschleifer.
Und Brecheisen, ach, du wunderbares Gerät. Wir hatten meins dabei, und beim Schnmiedeworkshop nebenan wurde dann spontan eben noch eines geschmiedet, ein urtümliches, doch kräftiges und gut handhabbares Gerät, das die Dinge spürbar beschleunigte, da man nicht immer auf das eine und oft besetzte Eisen warten musste. Leider nicht geknipst, aber ich glaube, mit einem selbstgeschmiedeten Brecheisen dem widerspenstigen Holz den eigenen Willen aufzwingen, ich glaube, das ist eine Art Himmel.
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