Folgendes wird ein wenig irrsinnig. Dass es viel zu tun wird, war klar, aber es wurde dann doch noch ne Liga aufwändiger und – Vorwarnung – vergleichsweise teuer. Das Ganze fing eigentlich mit dem Lichtschalter am Schminktisch an: als ich den montiert hatte, überkam mich der Drang, die nächste halbe Stunde nichts anderes zu tun als diesen Knopf an- und auszuschalten. Und dem auf den Fersen der Gedanke, sowas willst am Schreibtisch. Nein, gleich richtig viel davon.
Der alte Schreibtisch – da gings mir schon eine Weile im Kopf rum, dass ich das inzwischen besser kann. Und dann war noch dieser Gedanke, irgendwas geiles mit schweren Armaturen zu machen, wo man die Server und die Lichtschalter an der fetten Steuerkonsole ein- und ausschaltet. Im Titel stehts schon mit dem Steampunk, es sollte auf jeden Fall in die Richtung gehen. Was mit eingebauten Computern und Blinkenlights.
Grundfläche zwei Paletten, mittig eingerückt und auf beiden Seiten Schaltpulte. Monitore und Boxen zumindest verkleidet, und nach Möglichkeit so viel verbaut und schaltbar, wie es eben geht. Wir fangen an.
Die Grundform ist einfach, aber macht halt schon einige Arbeit. Die Boxen sind Uraltteile, aber der Sound ist in Ordnung und es sollte eh Verkleidung drüber. Positionierung gleich so festgelegt, dass der eine Monitor leicht schräg danebenpasst. Der restliche Platz nach links raus kann fürs Schaltpult verwendet werden. Hier mal „grob angedeutet“ – das schwierigste war manchmal, einfach ein konkretes Bild zu kriegen, wie das ganze aussehen und funktionieren sollte.
Schrägen sägen! Ich hatte erhebliche Defizite. Dem Ding hier sieht man nicht unbedingt an, dass ich da ziemliche Probleme hatte, bis ich das einigermassen sauber hatte. Die Tischplatte hingegen ging gut, mit dem Brettereinpassen gehts mir an sich inzwischen OK von der Hand.
Was macht man mit dem Schaltpult? Geile Schaltmöglichkeiten und Messinstrumente drauf. In dem Pult werden am Ende um die 100 Euren Schalter- LED-und Kabelkram stecken. An sich hatte ich ein paar „musthaves – die Messing-Drehschalter sind Schiffsarmaturen und waren so um die 12 Ocken/Teil, LEDs und Schalter ist günstig bei Reichelt oder Conrad, alte Bakelit-Steckdosen und Voltmeter hatte ich teils auf eBay geschossen (Vorsicht, da gibts Sammlerscheiss, der gleich mal deutlich teurer ist) und auch teils aus ner Kiste vom Flohmarkt, wo es zwei Handvoll Stecker und Kram für nen Fünfer gab. Einzeln immer „joh, geht doch“, aber es läppert sich.
Boxenbespannung hab ich von Tube-Town, da gibt es die Bespannungen diverser alter Amps. Das hier ist eine Fender-Boxenbespannung, ich meine „Silver Aged“. 15,90 oder so für ein Sheet, das reichte mir beide Boxen und eine ganze Latte Hinterwand-Belüftungsverkleidung.
Das ganze muss auf was stehen. Im Fussteil wollte ich meinen kleinen Homeserver reinpacken – ein kleiner Linux-TOR-Server, der an sich nur auf der Kommandozeile rennt. Weil ich aber eine Memme bin und einen Monitor für den Notfall am Server brauche, muss ein Monitor in den Fuß.
Dieser Uralt-14″ überlebte den Einbau indessen nicht. Beim ersten Testlauf später machte er ganz steampunkig derbe Dampf und verschied unter erheblicher Rauchentwicklung. Ich weiss nicht, vielleicht wirklich ein Elko, der durchschmorte, alt genug war er, aber ich hab auch die Verkabelungsaktion im Verdacht – dass da irgendwo ein paar abgeknipste Kupferlitzen vom Abisolieren in irgendwelche Lüftungsschlitze gerieten. Whatever. Ich hatte noch einen 15er wo in der Hinterhand und musste nur den Rahmen frisch aussägen.
Langsam ist erkennbar, wo es hingehen soll. Endlich den Verstärker mal vernünftig eingebaut.
Man siehts im nächsten Bild: das ist alles nur via Steckverbindung zusammengefügt und wirds auch bleiben. Fußteil ist separat, Arbeitsplatte steckt sich drauf und sitzt stabil, und das Schaltpult sowie Boxen- und Monitorverkleidung wird alles nur „draufgestellt“. Zum einen: man will gelegentlich an die Interna rankommen, zum anderen: am Stück würde alles intransportabel schwer.
Die Schiffsarmaturen – die Drehschalter on Top – sind im Übrigen wirklich massiv und ziemlich schwer. ich wollte die zuerst einfach „draufsetzen“, dann dachte ich, das wäre wahrscheinlich zu instabil. Daher der „Befestigungsrahmen“ dahinter – der gefiel mir anschließend aber auch richtig gut. Aktuell schalten die von vorn nach hinten Verstärker, Monitor 1 und Monitor 2. Nimm das, Standby-Modus! Strom sparen und Spass dabei.
Monitor- und Boxenrahmen: die sind nicht wirklich sauber geworden – es kann sein, dass ich an der Stelle einfach ein wenig mürbe war und endlich zumindest ein erstes Ergebnis haben wollte, an das ich mich ransetzen kann. Das wird wahrscheinlich irgendwann neu gemacht.
Möglicherweise ists an der Stelle vielleicht der falsche Ort, über abrauchende Billig-Prozessorlüfter zu erzählen und dass man durchaus fette alte Grafikkarten-Kühlkörper mit der Flex in die passende Form geschnitten kriegt, um einen kleinen Atom-Barebone nach Belieben zu kühlen. Himmel, es geht doch um Palettenmöbel.
Schlusswahnsinn. Ich dachte erst an „Frontscheiben“ für die Fußteil-Schrankfronten, schließlich sind vom alten Schreibtisch nun Plexiglasplatten über, aber irgendwo beim eBaystöbern nach Schaltarmaturen lief mir ein Schiffsbullauge über den Weg. Irrsinnig teuer, aber da hatte es auch mal wieder geklickt. Ich stöberte etwas viel rum, Long story short: entweder original (unbezahlbar, winzig oder beides) oder Dekospiegel (Spiegel, und vergleichsweise unsolide). Immer noch teuer, aber immerhin geil: Zeug von CaptnJimsCargo. Liefert nur nicht nach Deutschland. Ich fragte freundlich nach, ob man was machen könne, man konnte. Es endete in einem sehr schönen Dialog auf Arbeit: „Bist spät, war Stau?“ „Nein, musste auf dem Zollamt Bullaugen abholen“. Mit Versand und Zoll bin ich für zwei Bullaugen bei knapp 300 Euro gelandet. Wie gesagt, etwas irrsinnig, aber irgendwie tuts mir nicht leid.
Bullauge 1, kleiner/oval: einmal Rahmen zusägen, dann Holzdübel in die Front, schön anfärben, ranhalten, an den Flecken bohren.
Sitzt, passt, alles gut. Kleinkram: nach hinten die Rückwand ist teils Bretterverkleidung, teils mit der Boxenbespannung zugetackert. Wie gesagt nur gesteckt. Damit es hinten rechts nicht runterkommt, hatte ich da noch einen Fuß platziert: das ist auch ein „Fundstück“, eine Durchlichteinheit, die ich aus einer alten Druckerei bekommen hatte und immer dachte, das sieht cool aus, damit müsste man was machen können. Ich kann auch nur dazu raten, bei solchen Projekten einfach auch die Augen aufzuhalten, ein bisschen Flohmarktstöbern uisw., es läuft einem cooles Zeug über den Weg.
Teil zwei folgt in absehbarer Zeit, der ist an sich weitgehend fertig 🙂 ist inzwischen fertiggestellt und die restliche Steampunk-Schreibtisch-Bauanleitung ist da.
2 thoughts on “Steampunk-Palettentisch Part 1”