Vor zwei Jahren beobachtete ich ja bereits auf der OHM eine gelegentliche Palettenaffinität in Nerdkreisen. Dieses Jahr war das Camp bei Berlin und ausgerichtet vom CCC, und wir waren wieder dort und, nun, Palettenbezüge sind mir schon vorher aufgefallen, aber eins nach dem anderen.
Das Camp – ungefähr 5000 Hacker aus aller Welt campieren eine knappe Woche miteinander und machen cooles Zeug – war auf dem Gelände einer alten Ziegelei. Ziemlich geile Industriekultur, natürlich lagen massenhaft Paletten rum, teils alt, teils Logistik. Die üblichen „Bauimprovisationen“ gabs zu sehen (nun ja, nicht immer nachahmenswert), und dann natürlich die Improvisationsmöbel aus der Gastronomie.
Das kann man so machen, es sitzt sich auch ganz angenehm. Für Dauerinstallation zu wacklig, aber die Kombi Paletten-Bohlen (insbesondere Gerüstbohlen) seh ich in letzter Zeit öfter als tendenziell teures Designermöbel, bevor ich da Geld ausgebe, würde ich auch erst mal schauen, wie ich an Rohmaterial dieser Art komme und das hübsch verarbeiten und wetterfest kriegen kann.
Aber zur Paletten-Vorankündigung. Auf dem Gelände gab es Schmalspur-Bahngleise für den Ziegeltransport, und prompt hatte Chaos West (die NRW-Hackerspaces) beschlossen, man müsse einen Zug aus Paletten bauen, mit dem man auf diesen Gleisen rumfahren kann.
Kurzes Gespräch mit einem der Macher: sie hättens gern „palettiger“ gehabt, aber man war dann doch neben dem zentralen „Palettenelement“ durch Spurweite und Sicherheitsbedenken im Design eingeschränkt. Das Ganze lief dann nach einigem Feintuning und transportierte eine Latte Leute über die Tage durchs Gelände.
So am dritten Tag stieß ich dann auf die erste (und leider einzige) echte Paklettenmöbelkonstruktion. Etwas grob improvisiertes Sofa, aber von der Konstruktionsweise her interessant und definitiv auch für schöner und dauerhaft baubar.
Sehts mir nach, wenn ich wie schon vor zwei Jahren dann noch ein wenig „fachfremd“ abschweife – es ist dort aber generell eine Stimmung des „Hm, machen wir mal“, die ich in allen möglichen Bereichen derbe inspirierend finde.
Was beispielsweise auch gebaut wurde: ein Lehm-Pizzaofen. In Rekordzeit mit Kindern geformt und getrocknet und über einen Tag lang mit fest gestopftem Stroh von innen ausgebrannt. Außen Sprünge gabs, aber normal trocknet sowas ne Woche durch, so konnten ab den dritten Tag lecker Pizza gemacht werden.
Stell ich mir auch sehr stilvoll vor, das eben mal im Garten zu haben. Man könnte es auf nen Palettentisch/unterbau bauen und das Backwerkzeug in Schubladen packen 🙂
…aber wie gesagt, das ist der charmante Denkansatz, den ich grade auch beim Palettenmöbel-Selberbauen höchst nützlich finde: einfach mal machen, ausprobieren, schauen, was auch anders geht. Erstaunlich oft funktionieren Dinge.
Die „Kindertreppe“ war, soweit ich weiß, damit auch die Kleinen auf den Bau- und Basteltisch kamen. Die „Stufenstruktur“ ist trivial, aber (bzw. deswegen) gut in Paletten nachzubauen, und ich glaube, sowas in Hochkant wird hier in absehbarer Zeit als „Steilbeet“ für den Hof oder die Loggia entstehen. Miniatur-Terassen-Blumenbeet aus Paletten.
Nun vollkommen fachfremd: der Trend geht zu „Geodomes“. Die Münchner haben ein paar INfos zu Geodomes zusammengetragen, mit „geodätische Kuppel“ kriegt man noch eine Latte spannender Suchergebnisse, aber es standen einige rum, und man kann die auch in KLein mit Kupferdraht und Kabelschuhen (!) bauen.
Auch hier ein „Ich weiss noch nicht, was mit der Info anfangen“, aber wenn man mir vor zwei Jahren wer gesagt hätte, ich brauch Schiffsbullaugen und russische Voltmeter für meine Palettenmöbel, hätte ich auch mit dem Kopf geschüttelt, langsam und mitleidig.
Wer sich für die Campgeschichte jenseits des Mobiliars interessiert – nebenan hab ich ein wenig mehr dazu gebloggt.