Das schöne an Paletten: sie sind vergleichsweise grobstrukturiert. Sprich, man kann dran arbeiten, ohne dass hinterher alles auf den Millimeter passen muss – im Gegenteil gewinnt die ganze Geschichte dadurch einen nicht unerheblichen Teil ihres Charmes, dass sie vergleichsweise roh gezimmert wirken (und sein) darf. Update 10/2014 – nach einigen gesammelten Werkzeugerfahrungen und Aufrüstungen.
Wie bisher hier zu lesen: man kommt mit einem „schmalen Pflichtprogramm“ beim Palettenbearbeiten schon recht weit – was indessen auch abhängig ist vom Projekt. Daher: vorweg die Werkzeuge, die man „grundsätzlich“ haben sollte, wenn man sich an ein Palettenmöbelprojekt macht, und ohne die es eine Plagerei wird. Später einige Ergänzungen, die sich aber wahrscheinlich nicht lohnen, wenn man nicht eh ein wenig mehr bauen will. Plus ein paar Tipps in Sachen Kosten/Nutzen.
Werkzeug: Pflichtprogramm
Schleifer, Stichsäge, Schrauber (Akku, besser Bohrmaschine)
Schleifer: ich hab sehr lange mit einem einfachen Schwingschleifer gearbeitet. Unter 30 Euro fangen die an und machen den Job. Je nach Zustand der Paletten sollten die abgeschliffen werden, damit sie a) schön aussehen und b) man nicht literweise Farbe/Lack/Lasur verbraucht. Schleifpapier: 80er- oder 60er-Körnung ist ok, feiner muss an sich nicht sein.
Stichsäge: auch hier fangen die Einsteigerteile bei unter 30 Euro an. Das flexibelste Instrument, wenns um das Zerlegen/Entfernen von Palettenteilen geht, und mit einem entsprechenden Sägeblatt kommt man auch durch de dickeren „Abstandhalter“ durch, wenn nötig.
Schrauber/Bohrmaschine: Ich musste an sich nie was bohren, aber trotzdem ist mir die Bohrmaschine auch wegen rein/rausdrehen von Holzsschrauben deutlich lieber wie ein Akkuschrauber. Geschmackssache.
Kleinkram, den man immer braucht
Hammer, Zange, Zollstock, Kombizange, Streich/Malutensilien
Weitgehend selbsterklärend, aber ein paar Anmerkungen:
Hammer: zum einen, wenn man kein Brecheisen hat, ist ein ordentlicher Latthammer durchaus eine Option, zumindest Einwegpaletten teilzuzerlegen, Bretter/Fußteile abzuhebeln usw. Weiter: im Workshop lernte ich, dass man grade in der Kinder/Jugendarbeit die Kids mit dem Hammer durchaus mitbauen lassen kann, aber das „schwerere Gerät“ eben nicht in Frage kommt. Ergo: wenn man was mit den Kids macht, vielleicht die eine oder andere Lehne von denen zusammennageln lassen, statt selber zu schrauben.
Zange: wie auch Hammer eine Alternative zur Flex, wenn man alte Palettennägel rauskriegen will/muss. Selber flex ich die immer ab, faulheitsbedingt, aber es geht auch ohne Flex, nur halt etwas mühsam.
Zollstock, Kombizange, Streich-Malutensilien – da muss man wirklich wenig Worte verlieren. Streichausrüstung
reicht in der Regel kleine Rolle, Pinsel, Farbe. Zu letzterer mehr unter Palettenbearbeitung.
Werkzeug, optional
Brecheisen, Flex, Kreissäge
Das Brecheisen war meine erste „dedizierte Palettenanschaffung“, und Himmel, was bin ich froh dran. Ich habs hier unter „optional“, aber gönnt euch die 30 Ocken für ein ordentliches Stemmeisen. Ein Brecheisen ist ein mächtiges Gerät, voll Kraft und Gewalt. Mit einem Brecheisen zu arbeiten ist nicht ganz so toll wie mit einer Kettensäge, aber es geht in dieselbe Richtung. Wenn man einmal ein widerspenstiges Fußteil dann doch abgehebelt bekommen hat und alles noch am Stück ist, weiß man das Gerät zu schätzen. Es kann immer noch eine Plagerei sein, insbesondere bei schwer vernagelten Europaletten, aber andersrum: ohne Brecheisen geht das einfach *gar nicht*.
Außerdem siehts im Flur toll aus und man ist immer für die Zombie-Apokalyse vorbereitet.
Für die Flex (vulgo: Trennschleifer) gilt ähnliches. Schnell mal die überstehenden Nägel abflexen, oder selbige bei einem widerspenstigen Abhebelvorgang schon mal durchzuflexen, wenn man rankommt: es macht vieles sehr viel leichter. Wenn mal gröber was wegmuss oder einer der Nägel partout weder raus- noch reinwill, aber übersteht: Die Flex machts. Überhaupt ist eine Flex was feines, jeder sollte eine haben. Ausbaufähiges Werkzeug, btw., siehe unten.
Kreissäge: war bei mir eine Zufallsanschaffung auf einem Flohmarkt. Seitdem gelegentlich praktisch, grade, wenn man ner eine bestimmte Schnitttiefe brauchte. Bei langen geraden Schnitten durchs Brett naturgemäß auch der Stichsäge deutlich überlegen.
Größere Anschaffungen, wenn mans ernst meint
Bandschleifer, Flex-Kettensägenblatt, allgemein besseres (und teureres) Gerät
Bandschleifer. Hat man mal einen in der Hand gehabt, will man nichts anderes mehr. Ernsthaft, was ein ordentlicher Bandschleifer reißt, da muss man mit dem Schwingschleifer lange rödeln. Im Nachhinein ärgerts mich, dass ich so lang gewartet hab, da was ordentliches einzupacken.
Hierbei: nicht zu knauserig sein. Ich ließ mir beim Kauf sagen, dass die günstigen Hausmarken da an sich auch ordentlich schleifen, aber insbesondere eben schneller heiß werden. Wenn man mal ne Paletten komplettabschleifen will, weiß man es zu schätzen, wenn das Gerät das ruhig und entspannt macht. Weiter sind die Staubfilter in der Regel besser bei den Geräten jenseits der Baumarkt-Hausmarken. Es ist Kleinkram und auch die günstigen Modelle machen den Job, aber man lernt die kleinen Details zu schätzen, wenn man mehr damit arbeitet.
Für die Flex soll es Kettensägenblätter geben. Was tendenziell eher zum „Holzbildhauen“ spannend sein soll – quasi eine Flexscheibe mit Kette außenrum und den Vorteilen der Kettensäge – direktes Reinsenken, „Hobelprinzip“ und entsprechend saubere Schnitte. Ich habs unter Begriffen wie „Winkelschleifer-Fräskette“ oder „Kettenscheibe“ gefunden, wie weit die Teile standardisiert sind, weiss ich noch nicht, aber ich hab das Gefühl, das wird eine der nächsten Anschaffungen.
Generell das bessere Modell: ich sehs bei der neuen Stichsäge. Es ist erstaunlich, wie angenehm es sein kann, wenn einfach die Vibration deutlich niedriger, die Schnitte gerader/sauberer und ganz pauschal das „Arbeiten leichter“ ist. Klar heißts immer, man zahlt für Namen drauf, aber es geht nichts über ordentliches Gerät, und an vielen Sachen merkt mans einfach an den kleinen Details, dass es schlicht doch ein anderes Arbeiten ist, insbesondere auf Dauer.
Ansonsten: Platz, Zeit, gegenüber gelegentlichem Lärm tolerante Umgebung, Spass am Gerät. Je nach Projekt Bauholzbalken und Sperrholz/OSB. Schrauben (ich bevorzuge Spaxe, 3,5×60 und 2,5×30). Mehrfachsteckdose, und, wenn mans lichttechnisch braucht, einen 20 Euro-Baustellenstrahler. Tipp am Rande: alle Kabel am Steckerende markieren, damit man weiss, was man aussteckt (und in der nächsten halben Stunde nicht wieder einstecken muss). Und natürlich Paletten.
Viel Spass am Gerät! 🙂
Hi!
Erstmal: Deine Seite ist klasse und ich habe schon wirklich guten Input bekommen. Danke schön!
Eine Frage ist bei mir aber noch offen:
Was für eine Körnung benutzt du beim abschleifen?
Hoi,
ich bin eigentlich immer grober geworden… meist hab ich so den Dreierpack aus dem Baumarkt eingepackt mit 40er, 80er un 120e, aber 120 ist mir meist schon zu fein, wenns nicht wirklich sehr glatt werden soll (und ich lackier ja eh meist drüber). Also insbesondere, wenn die Palette noch etwas grober ist, eher auch ne grobere Körnung, sonst schleifst du dir nen Wolf 🙂 80 war immer so das gute Mittelding.
Hoi!
Mercie vielmals!
Dann hoffe ich jetzt, dass meine Paletten schnell durchtrocknen und mache mich dann an die Arbeit.
Hei,
klasse Seite. Hier kann man sich wirklich tolle Ideeen holen.
Zum Thema Paletten zerlegen, hätte ich allerdings noch eine Frage. Wenn man nicht grad ne alte erwischt, mit „normalen“ Nägeln, ist das Zerlegen an sich ja kein Problem. Wie aber macht Ihr das mit den Rillennägeln? Bei mir zerbrechen regelmäßig die Latten, und der Nagel bewegt sich kein Stück. Hat jemand nen Tip?
Gruß Patrick
Ein „Du bist nicht allein“ tröstet hoffentlich, aber zugegeben, es hilft nichts. Passiert mir auch. Ich krieg an sich eine okaye Quote (ich denk, so 2/3) mit dem Brecheisen auch bei den Rillennägeln hin, bei Presspan mehr, bei Vollholz weniger. Sachte hebeln, immer von mehreren Seiten abwechselnd, und immer gucken, dass man so weit wie möglich drunterkommt/so mittig hebelt wie es geht. Ein paar Tipps kommen mir aber:
– feuchtes Holz ist leicher als knochentrockenes
– Presspan ist leichter als Vollholz
– Immer die Klötze von den Brettern abhebeln, nicht umgekehrt
– es ist leichter, anschließend rausstehende Nägel durchs Brett durchzuklopfen
– So nah am Nagel hebeln, wie es geht – Rillennägel sind meist neue Paletten und meist nur drei (bei alten hats ja oft das Dutzend Näbel vom Flicken oder was auch immer drin).
Ich glaube, insbesondere das „Klotz vom Brett, nicht andersrum“ macht die höchste verbesserung der Quote.